Kronacher Schwedensturm
Anno 1634
Symbol für Kronacher Tapferkeit

Das Stadtwappen, welches von zwei „Geschundenen Männern“ als Schildhaltern getragen wird, wurde den Kronacher Bürgern vom Bamberger Fürstbischof Melchior Otto Voit von Saltzburg im Jahr 1651 als Anerkennung für ihre Tapferkeit bei der Abwehr dreier feindlicher Belagerungen in den Jahren 1632 bis 1634 verliehen.

Zudem erhielten die Kronacher Ratsherren das Privileg, einen „Habith, gleich wie solchen die Herrn Bürgermaister zu Nürnberg vnd Cöln tragen / dan dem regierenden Burgermaister ein guldene Ketten mit anhangendem dero Fürstl. Bildnus / einen grossen Spanischen Kragen / vnd Hut / solches alles zu gewissen benambten Festen zu Kirchen zu tragen / vnd den jedes Jahrs antrettenden newen Burgermaister mit solchem Habith vnd gülden Ketten zu installieren“.

Das Motiv des Kronacher Stadtwappens geht auf eine Begebenheit anläßlich der ersten Belagerung Kronachs im Jahr 1632 zurück. Dabei wurden einige Kronacher, welche einen Ausfall gewagt hatten um die feindlichen Geschütze zu vernageln, von den Belagerungstruppen gefangen und ihnen die Haut bei lebendigen Leibe abgeschunden.

Die Abbildung zeigt das ursprüngliche Kronacher Stadtwappen nach einem Entwurf von Johann Georg Seuffert, Bamberg.

Die wohl gefahrvollste Situation ergab sich für die Bürger während der dritten Belagerung und dem anschließenden

Sturm auf die Mauern Kronachs durch schwedisch-protestantische Truppen unter Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar am
21. März 1634.

Diese Begebenheit wurde am 28. und 29. Juni 2003, anläßlich des tausendjährigen Jubiläums der Stadt, erstmalig seit 1932, von historischen Gruppen nachgespielt.

„No, mei Gudda, hosta dich aa a weng was ghuolt vo außer die Stadt?“

„No freilich! Wos wilsta moch?! Unnera Männe und Kinäla leiden ja sunst nuch Hunger! Aber, ich sochs dich, es werd immer schwieriger in dera schlechtn Zeit. Überall Schwejdn und Marodeure.“
„Wos willsta gsä hom? Die Schwejdn? Die traun sich doch gar nimmä auf Kronich. Zwaamol, ach Gottla, wos soch ich, dreimal hommer sa scho aufn Gerbl ghaut. Des müssert dennana fei reichn, maan ich!“
Ein einzelner Soldat läßt sich vor der Stadtmauer sehen: „Halt, ihr Weiber! Zurück, oder ich schieß’!“

Eine der Frauen: „No, der plaudert a fast wie mir. Des ist ja velleicht gor ka Schwejd?!“ Die andere: „Naa, den kenn ich doch! Des ist doch dem Kulmbacher Hauptmann Muffel sei Korperal!“

„Schnell, schnell! Laaft nei der Stadt! Die Schwejdn - jetzert kümma sa! Mir homsa fei gsäng!“
Am 18. März 1634 zogen die Brigaden Bernhards von Weimar über den Krautsberg zwischen Vogtendorf und Höfles auf Kronach zu. Unter ihnen Herzog Bernhards beste Regimenter:
  • Die grüne Brigade mit Herzog Bernhards Leibregiment unter Oberstleutnant Rüdiger von Waldau und Oberst Ludowick Leslies schottischem Regiment.
  • Hans Georg aus dem Winckels Altes Blaues Regiment
  • Friedrich von Rosens Regiment zu Fuß mit wehenden Fahnen
  • Bartholomäus von Žerotíns Rotes Regiment unter derm Kommando des Feldmarschalls Johann Philipp Cratz von Scharfenstein.

Sogar einige Kompanien Arkebusiere und Dragoner mußten absitzen, um zu Fuß gegen Kronachs Mauern Sturm zu laufen.

Die Regimenter marschierten über den Sternberg entlang der Rodach bis auf den Pfählanger (dem heutigen Gelände der Landesgartenschau), wo sie sich mit dem dortigen Floßholz verschanzten.

Den Kronachern ward angesichts dieser großen Kriegsmacht das Lachen gar teuer und das Leben nicht minder. Bereits zwei Belagerungen mußten sie in den vergangenen beiden Jahren abwehren. Die Markgräflichen aus Kulmbach und die coburgischen Truppen Herzog Johann Casimirs hatten sich bereits im Sommer 1632 blutige Nasen geholt. Auch Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar war es im darauffolgenden Jahr 1633 nicht besser ergangen. Nun dräute neues Ungemach - und im Angesicht eines so großen Kriegsfürsten, wie Herzog Bernhard, schien es nun wirklich ernst für die alte Crana zu werden...

Eine in Kronacher Garnison liegende Kompanie Kroaten rüstet sich für den Abwehrkampf.

Der kroatische Wachtmeister Ratlitsch und sein Corporal treffen letzte Vorbereitungen.

Grobes Geschütz wird in Stellung gebracht.

Am Abend des 18. März, zwischen 4 und 5 Uhr, erscheint ein schwedischer Trompeter bei der Spitalbrücke und begehrt Einlaß und Gehör. Er richtet eine Botschaft an Bürgermeister und Rat der Stadt wie auch den Herrn Statthalter Wolfgang Philipp Fuchs von Dornheim und den Kommandanten Hans Jakob Bruckher:

„Ihr Kronacher! Im Namen der Kron Schweden fordern wir Euch auf, das Schloß und die Stadt zu übergeben. Euer Bischof Franz wird das Bistum sein Lebtag nicht mehr betreten. Allzulange habt ihr Euch bis dato gegen der Kron Schweden und dero Bevollmächtigten gewehrt und große Missetaten gegen die benachbarten Fürsten und Adel verübt. Gleichwohl: Wollt Ihr Euch ergeben, so wird Unser Herzog Bernhard nicht nur Euren Kommandanten befördern, sondern auch Euren Rat und Bürgerschaft in seinen Schutz und Schirm nehmen. Wo aber nicht, dann werden wir all unsere Macht und Gewalt anlegen und Eure Stadt mit Feuer und Schwert erobern und auch Weib und Kind nicht verschonen.“

Mittlerweile waren die schwedischen Regimenter vom Pfählanger hinter die Steinmühle gerückt und lagern sich auf dem Mittelgries, der Landzunge zwischen den Flüssen Kronach und Haßlach, wo ihnen, bedingt durch das hohe Dach der Kronacher Stadtpfarrkirche, die Geschütze der Festung Rosenberg wenig anhaben konnten.

Am Haßlacher Berg hatten sie schwere Geschütze in Stellung gebracht, welche Brandkugeln und zentnerschwere Granaten in die Stadt warfen, die solche Löcher in Kronachs Häuser und Straßen rissen, daß die Pflastersteine haushoch in die Luft geschleudert wurden.

Herzog Bernhards Truppen setzten sich nun in den Vorstädten fest.

Sobald sich ein Kronacher auf der Stadtmauer sehen ließ, wurde er sofort mit zehn und mehr Musketenschüssen begrüßt.

Kein Mittel war also zu finden, den Feind aus der Vorstadt zu bringen, als durch das Feuer. Deshalb wurde vom größten bis zum kleinsten Bürger beschlossen, die Vorstädte in Brand zu stecken. Bürgermeister und Rat der Stadt spendierten große Summen Geldes für diejenigen, die es wagten, brennende Feuerballen mit eisernen Zacken bewehrt auf die Schindeldächer der Häuser vor den Stadtmauern zu werfen.

So wurde denn am 20. März die Vorstadt um und um in Brand gesetzt, so daß die Flammen herein in die Stadt schlugen und man die Giebelwände kontinuierlich mit Wasser begießen mußte, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern.

In den abgebrannten Ruinen der Vorstadt brachten die schwedischen Truppen ihre Stücke und schweren Belagerungsgeschütze in Stellung. Einen Teil vor die Steinmühle, bei der Stiegen genannt, und einen Teil unterhalb des Haßlacher, heute Bamberger Tors.

Man begann Bresche zu schießen.

Am 21. März 1634: „[Bis] nach drey Uhr ließ der Feind [...] an die Preß [Bresche] zuschiessen, vnd wurden alle Stuck oben vff den Wehren in die Stadt vnd vffm Kirchhoff gerichtet.“

„Da sahe man, daß er [der Feind] in voller batalia [Schlachtordnung] mit fliegenden Fahnen theils vffm Platz bey dem Stadtgraben nechst dem Mariabrunnen [Marienplatz], theils aber bey des Wolff Fröligs vnd Endres Pornschlegels Haus stunde, vnd mit Laitern herüber vff die gemachte Preß anluffe [...]

[...] die untern aber neben dem Brunnen den Zwinger bestiegen [...]

[...] und gaben die übrigen, so in batalia stunden, vnd zuforderst die, so hinder den abgerändten [abgebrochenen] Gemäuer vnd noch stehenden Häuser lagen, ein continuirliches Salve vff unsere Wehren.

[...] Bey dem Marien-Bronnen am Stadtgraben erstigen sie den Zwinger, da man ihnen zwar vffm Pfarr-Saal mit Pflastersteinen, welche unser Weiber-Volk vnd Dienst-Mägd häuffig hinzu trugen, starck begegnet [...]

[...] auch im untern Brauhauß die Pfannen anschüren vnd heisses Wasser machen mußten [...]

[...] vnd hinaus vffm Platz mit solchen Steinen unter die Völcker wurff, daß es viel blutige Köpff setzte.“ (Nach der Originalchronik des Kronacher Stadtfähnrichs und späteren Bürgermeisters Johann Nikolaus Zitter).

Nach der anschaulichen Schilderung des Kronacher Chronisten Zitter waren es vor allem die „Tapferen Kronacher Weiber“, die durch ihren furchtlosen Einsatz und unter Zuhilfenahme von heißem Wasser und Pflastersteinen den Ansturm der schwedisch-protestantischen Truppen zum Erliegen brachten. Auch der eben erfolgte Tod des Viertelmeisters „Murmann Andreesla“ konnte sie nicht entmutigen.

Obwohl selbst die furchtlosesten unter den Kronacher Frauen angesichts der wilden schwedischen Angriffe bisweilen den Kopf einziehen mußten.

Trotz aller Anstrengungen gelang es den den Belagerern nicht, die Mauern Kronachs zu überwinden. Unter großen Verlusten mußten sie sich schließlich zurückziehen. „Wurde also mit der Hülf Gottes und des Heiligen Erzengels Michael, deme die Kronacher inständig um Beystand anrufeten, dieses Städtlein wiederum befreyet.“

Die Enttäuschung über den mißglückten Angriff war den „Schweden" deutlich anzusehen. Aber mit leichtem Geschütz und Doppelhaken war den trutzigen Mauern Kronachs sowieso nicht beizukommen.

Die Kommandanten der schwedisch-protestantischen Regimenter bei einer Lagebesprechung. Nachdem das Gerücht aufgekommen war, daß sich die kaiserlichen Generale Matthias Gallas und Rudolf von Morzin zum Entsatz der Stadt Kronach nähern sollten, beschloß man, die Belagerung abzubrechen.

Auch den Musketieren des Blauen Regiments kam er Abbruch der Belagerung nicht ungelegen. War doch der Sturm auf feindliche Mauern zur damaligen Zeit nicht nur für die Belagerten ein oft genug tödliches Unterfangen.

Im Feldlager erholte man sich bei einem kleinen Umdrunk von den Strapazen des Gefechtes.

Tausende von Zuschauern verfolgten mit Begeisterung, und nicht unbeeindruckt von dem gewaltigen Geschütz- und Musketendonner, das Geschehen bei jeder der vier Aufführungen am 28. und 29. Juni 2003.

Folgende Gruppen wirkten 2003 bei der Aufführung mit:

  • Dubia Fortuna aus Brünn
  • Gustav Adolfs Footfänika aus Göteborg
  • Bellicum Mantanum aus Landau
  • Hortus Bellicus aus Münchberg
  • Die Tapferen Kronacher Weiber
  • Die Kronacher Ausschuß Compagnie
  • Die Trenck Panduren aus Waldmünchen

Gesamtkoordination: Peter Engerisser
Drehbuch und Theaterregie: Gisela Lang, Walter Schinzel-Lang, Peter Engerisser